Pescaturismo: Auf Fischfang mit Paolo Fanciulli

Die Münchnerin Daniela Baumgartner ist passionierte Toskana-Urlauberin und eine wahre Kennerin der Maremma. Eine ihrer Lieblingsaktivitäten in der Gegend ist die Bootsfahrt mit Paolo Fanciulli, seines Zeichens Erfinder des „Pescaturismo“ und Retter der Fischgründe im tyrrhenischen Meer. Hier ihr Erfahrungsbericht:

Paolo Fanciulli Pescaturismo

Quallen kann man anfassen? Paolo weiß zu jedem Meerestier Interessantes zu erzählen.

Der Wecker schrillt zu früher Stunde – und das im Urlaub! Aber gut, wir wollen es nicht anders. Im Morgengrauen fahren wir von Polveraia los runter ans Meer nach Talamone. Ein herrlicher Sonnenaufgang begrüßt uns, und wir sind sehr gespannt. Auf wen? Natürlich auf Paolo Fanciulli, den Fischer. Doch was ist an einem Fischer schon so besonders?

Ein Fischer gegen die Piraten
Paolo ist es zu verdanken, dass sich der Fischbestand im tyrrhenischen Meer allmählich wieder erholt. Einst brachten nämlich Schleppnetzpiraten das empfindliche Ökosystem Meer aus dem Gleichgewicht. Auf Paolos Initiative hin wurden Betonklötze mit Widerhaken vor der Küste versenkt, an denen sich die „pirati“ die Netze zerreißen. Seit mehr als 20 Jahren bietet Paolo für Touristen im Rahmen des „Pescaturismo“ („Fischfangtourismus“) Fahrten an. Am Anfang wurde er noch belächelt; mittlerweile sind unzählige Fischer seinem Vorbild gefolgt.

Paolo Fanciulli Pescaturismo, Muräne

Was einem so alles ins Netz geht … eine Muräne mit einem Drachenkopffisch im Maul

Biologie-Stunde auf dem Fischerboot
„Ciao bella!“ Im Hafen von Porto Santo Stefano begrüßen uns Paolo und seine deutsche Freundin: „Prendete un caffè?“ Natürlich nehmen wir einen, und Hilde kredenzt dazu Cantuccini, die ihresgleichen suchen. Wir schippern mit Paolos Boot, der „Sirena“, aufs offene Meer, und Paolo klärt uns sehr engagiert über seine Arbeit auf sowie die Gefahren, die von Schleppnetzpiraten ausgehen, und welche Folgen das für das Ökosystem hat.

Nach der Erkundung einer wunderschönen blauen Grotte mit dem Schlauchboot, kehren wir zurück auf die „Sirena“. Jetzt wird es spannend! Paolo holt die großmaschigen Treibnetze ein: Was für ein Fang! Auch eine Muräne ist dabei, und zwar mit einem Drachenkopffisch im Maul, den sie gerade verspeisen wollte. Zur Begeisterung, vor allem aller Kinder, erklärt Paolo jedes Meerestier ausführlich und sehr geduldig. Sprachbarrieren existieren nicht, da er – typisch Italiener – auch mit Händen und Füßen redet.

Paolo Fanciulli Pescaturismo

Erfinder des Fischfang-Tourismus: Paolo Fanciulli

Mittagessen am Strand
Wir sind begeistert und tuckern mit dem Schlauchboot auf eine einsame Bucht mitten im Naturschutzgebiet der Maremma zu. Paolo grillt am Kiesstrand die Ausbeute des Tages mit frischem Rosmarin und Olivenöl. Währenddessen haben wir unter Anweisung von Hilde den Tisch mit Blick aufs Meer gedeckt. Unser fangfrisches Menü:

  • erster Gang: knusprige Ciabatta mit rohem Fisch (wider Erwarten sehr lecker!)
  • zweiter Gang: Pasta mit Fisch
  • dritter Gang: gegrillter Fisch

Das Ganze wird natürlich begleitet von einem hervorragenden Weißwein, den Hilde bei einem örtlichen Bio-Bauern ausgesucht hat.

Nach einem Sprung ins Meer fährt uns Paolo mit seinem Jeep zurück durch den Naturpark der Maremma mit fantastischen Ausblicken auf weißblaue Buchten. Wieder daheim in Polveraia schwärmt mein größerer Sohn kurz vor dem Einschlafen: „Mom, die Muräne hat wirklich lecker geschmeckt, und ich habe jetzt ein neues Vorbild: den Paolo!“

Anmerkung der Autorin: Wir sind bis dato viermal mit Paolo mitgefahren, jedes Mal ein Erlebnis. Wir haben sogar den 75. Geburtstag meines Vaters mit der ganzen Familie sowie Paolo und Hilde gefeiert. Die Fahrt ist also auch für betagtere Menschen kein Problem.

Wer selbst einmal mit Paolo hinausfahren will, werfe bitte einen Blick auf seine Website, auf der alle Infos zur Anmeldung stehen.

Text und Fotos: Daniela Baumgartner

Tagged , , , , , .Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

7 Antworten zu Pescaturismo: Auf Fischfang mit Paolo Fanciulli

  1. Walter sagt:

    „…Wir Tiroler kennen die hohen Berge, aber nicht das Meer….“
    Bitte um e-mailadresse des Pescatore Paolo – damit wir über Ausfahrtstermine und Kosten Informationen bekommen können 20.06 -27.06.2014
    Vieleb Dank!
    walter

  2. Christiane Bock sagt:

    Wir waren heute auf Tour mit Paolo il Pescatore. Wir können uns nur der Begeisterung, welche im Artikel rüberkommt, anschließen. Es war ein herrlicher Tag mit Sonne, Meer und hervorragendem Essen. Wenn wir im nächsten Jahr wieder her kommen, werden wir die Tour sicher noch einmal machen.

  3. Reinhard Grossmann sagt:

    Wir genossen einen herrlichen, lehr- und aufschlußreichen Tag zusammen mit italienischen Freunden im Sommer 2006 mit Paolo. Es ist wunderbar, wie die Initiative eines Einzelnen mehr und mehr Andere Befruchten kann.
    Mille grazie, Paolo 👏👏👏👏 und weiterhin viel Erfolg

  4. Gesine Schwerdtfeger sagt:

    Lieber Max Fleschhut, liebe Daniela Baumgartner, wissen Sie, ob Paolo aus Talamone die Fischfangtour noch anbietet? Wir sind hier im Moment im Urlaub; für die Kinder wäre es ein absolutesTräumchen.😉 Aber Paolos Website scheint nicht mehr aktuell zu sein?
    Mit herzlichem Dank für ein (rasches – wir sind leider nur noch 6 Tage hier) Feedback und den besten Grüßen, Gesine Schwerdtfeger mit Familie

    • maxfleschhut sagt:

      Hallo Frau Schwerdtfeger,
      da kann ich leider auch nur auf die Telefonnummer auf Paolos Website verweisen – andere Kontaktdaten habe ich von ihm nicht. Ich hoffe, Sie hatten dennoch eine schöne Zeit in der Maremma! 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*