Die schönsten Monster der Maremma: Der „Parco dei Mostri“

Ein weit aufgerissenes Höllenmaul, das in einen steinernen Speisesaal führt; ein Elefant im Kampf mit einem Soldaten; ein schiefes Haus, in dem man wie betrunken umhertorkelt: Zwischen Bäumen, Büschen und Felsen tut sich ein groteskes Kunstwerk nach dem anderen auf. Wir sind im „Sacro Bosco“, dem „Heiligen Wald“, besser bekannt als der „Parco dei Mostri“ („Park der Ungeheuer“) beim Dorf Bomarzo, im Latium-Teil der Maremma.

Parco dei Mostri

Ein begehbares Ungeheuer: das Höllenmaul

Monster aus dem 16. Jahrhundert
Die manns- und teils haushohen Skulpturen des Parks sind aus dem in dieser Gegend typischen „Peperino“-Gestein geschaffen. Was wie das Werk eines zeitgenössischen Künstlers anmutet, ist in Wirklichkeit bereits 450 Jahre alt. Auftraggeber war Vicino Orsini, ein Adeliger aus dem Orsini-Geschlecht, das von der Mitte des 13. Jahrhunderts bis zum Ende des 16. Jahrhunderts in Bomarzo regierte.

Gut 25 Jahre lang ließ Vicino Orsini an dem Park bauen und widmete ihn seiner Frau Guilia Farnese. Zum Schluss ließ er die Figuren sogar bemalen, wovon heute natürlich nichts mehr zu sehen ist. 1938 besuchte Salvador Dalí den „Parco dei Mostri“ und ließ seine Eindrücke in eines seiner surrealen Gemälde einfließen (von Dalís Parkbesuch gibt es sogar ein kurzes Video). Der Park war allerdings lange Zeit der Natur überlassen: Noch bis in die 1950er Jahre weideten Schafe zwischen den Kunstwerken, wie heute Fotos im Eingangsbereich zeigen. Ab 1954 wurde das Areal schließlich instand gesetzt und touristisch genutzt.

Verwundern und täuschen
Was Vicino Orsini genau mit dem Monsterpark beabsichtigte und was uns die Figuren jeweils sagen sollen, darüber kann man nur spekulieren. Durch Inschriften werden hier und da Interpretationshilfen gegeben, die aber mehr verwirren als aufklären. Vermutlich steckt kein einheitliches Konzept hinter den Skulpturen, vielmehr ist der Park eine Mischung aus mythologischen, literarischen und historischen Zitaten, die ein ebenso verwirrendes wie verzauberndes Zusammenspiel ergeben. Vielleicht war auch genau das die Absicht von Vicino Orsini: „Sol per sfogar il core“ („Nur, um dem Herzen Luft zu machen“) heißt es in einer der Inschriften; in anderen ist von „meraviglie“ („Wundern“) und „inganno“ („Täuschung“) die Rede.

Wenn das Verwundern das Ziel der Kunstwerke ist, ist der Park rundum gelungen. Die Skulpturen sind so in die Vegetation integriert, dass der Wald seine Wunder erst nach und nach freigibt, statt sie von Weitem sichtbar zu präsentieren. So fühlt man sich tatsächlich ein bisschen wie in einem Zauberwald, in dem sich sonderliche Wesen und bizarre Bauten verstecken.

Verdauungsspaziergang in Bomarzo
Für einen Familienausflug mit Kindern ist der „Parco dei Mostri“ jedenfalls ideal. Beim Parkplatz am Eingang gibt es außerdem Grillplätze; ein Barbecue im Schatten der mächtigen Steineichen ist ein perfekter Abschluss für den Parkbesuch. Danach sollte man unbedingt noch einen kleinen Verdauungsspaziergang in das Bilderbuch-Dorf Bomarzo dranhängen: In den Gassen der Altstadt scheint seit der Erbauung des Parks die Zeit stehengeblieben zu sein. Wer mehr über den Begründer des Parks Vicino Orsini wissen will, sollte den Adelspalast „Palazzo Orsini“ am höchsten Punkt der Altstadt besuchen. Dieser wurde gerade erst als Museum wiedereröffnet.

Infos:
Der „Parco dei Mostri“ befindet sich ca. 500 m außerhalb des Ortskerns von Bomarzo in der Via del lavatoio. Entfernung von Rom ca. 100 km, von Grosseto ca. 140 km. Eintritt: 11 Euro für Erwachsene, 8 Euro für Kinder. Offizielle Website: www.parcodeimostri.com

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3 Antworten zu Die schönsten Monster der Maremma: Der „Parco dei Mostri“

  1. rotewelt sagt:

    Das muss wirkich ein schöner Zauberwald sein, ich hatte nie davon gehört, grazie mille für die Info und den schönen Artikel!

  2. Kastanie sagt:

    Vielen Dank für diesen Tipp. Wir sind im letzten Sommer dort gewesen. Neuzeitliche Monsterparks gibt es ja genug, aber 450 Jahre alte Monster anzuschauen ist schon faszinierend, nicht nur für Kinder. Die Orientierung im Park war am Anfang etwas schwierig, aber wir haben dann doch noch alles gefunden. Die etwas weitere Anfahrt, die wir von unserer Ferienwohnung in der Nähe von Grosseto hatten, hat sich auf jeden Fall gelohnt.

  3. Lars sagt:

    Achtung Hundebesitzer!
    In dem Park sind keine Hunde erlaubt. Was uns stark verwunderte, da die Gegend sehr Hundefreundlich ist, wie zum Beispiel die Trotgärten von Niki de Saint Phalle. Da der Park bis in die 50er Jahre der Natur überlassen war und es sich im freien abspielt hatten wir uns auch hier darüber keine Gedanken gemacht und wir waren nicht die einzigsten, auf dem Parkplatz sind einige Einzelpersonen mit Hund gelaufen. Neben dem Eingang des Parks gibt es zwar zwei großzüge Hundeboxen im Schatten die man benutzen darf (Schlösser hierfür bekommt man an der Kasse). Wir wollten allerdings unseren Hund nicht längere Zeit allein in einer fremden Box warten lassen. Im Auto empfanden wir es als zu heiß, obwohl es auch hier Schattenparkplätze gibt und dies bei entsprechender Wetterlage bestimmt auch eine Option sein könnte.
    Über den Park selbst können wir keine nichts Sagen, da wir über die Haltung der Parkbetreiber Hunde gegenüber Enttäuscht wieder abgefahren sind.

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