Eine gute Lage ist alles: die Lagunenstadt Orbetello

Wenn man eine Karte der Maremma betrachtet, fällt unweigerlich der Monte Argentario ins Auge – jene Halbinsel am südlichsten Ende der Toskana, die nur drei schmale Landzungen ans Festland binden. Auf der mittleren dieser drei „tomboli“ liegt Orbetello – umgeben von der gleichnamigen Lagune, welche durch die beiden anderen Landzungen begrenzt wird. Hätte die 15.ooo-Einwohner-Stadt nicht diese spektakuläre Position, könnte man sie als unbedeutenden Touri-Ort abtun, in dem es nicht viel anderes als Eisdielen, Pizzerien und Postkartenständchen gibt.

Orbetello Monte Argentario

Von der Lagune umschlossen: Orbetello vom Monte Argentario aus gesehen

Gemisch aus Süß- und Salzwasser
Sobald man sich aber von der zentralen Flaniermeile Orbetellos „Corso Italia“ ein wenig nach links oder rechts entfernt, tut sich der Blick auf das WWF-Naturschutzgebiet „Laguna di Orbetello“ auf: Ein Gemisch aus Meer- und Süßwasser bietet vielen Arten einen einzigartigen Lebensraum. Wer ein Fernglas und etwas Geduld mitbringt, wird wahrscheinlich rosa Flamingos zu Gesicht bekommen. Für ein hautnahes Naturerlebnis begibt man sich aber besser auf eine der anderen beiden Landzungen: Auf dem „Tombolo di Giannella“ im Norden werden vor allem Ornithologen sich über seltene Vogelarten wie Silberreiher und Stelzenläufer freuen. Auf dem vollkommen naturbelassenen „Tombolo di Feniglia“ im Süden leben Dam- und Schwarzwild.

Orbetello Mühle

Wahrzeichen Orbetellos und Relikt der spanischen Besetzung: die Windmühle in der Lagune

Orbetello corso

Souvenirläden, Eisdielen, Pizzerien: die Flaniermeile Orbetellos

Toskana mit spanischem Flair
Orbetello ist über die Strada Statale 1, die ehemalige Römerstraße „Via Aurelia“ (so wird sie bis heute genannt), erreichbar. Wenn sich das Auto durch das alte Stadttor gezwängt hat, sucht man am besten gleich einen Parkplatz und erkundet die Stadt zu Fuß weiter. Man befindet sich ohnehin schon mitten im historischen Zentrum, das vor allem von der spanischen Herrschaft im 16. Jahrhundert zeugt. Ein Schicksal, das Orbetello mit einigen anderen Küstenstädten der Südtoskana teilt, wie Talamone, Porto Santo Stefano und Porto Ercole, aber auch Teilen der Insel Elba. Stadtmauern, Stadttore und der im Barock-Stil umgebaute Dom sind die sichtbarsten Relikte aus der spanischen Besatzungszeit. Aber auch das Wahrzeichen Orbetellos gehört dazu: eine mitten im Lagunenwasser stehende alte Windmühle. Diese befindet sich am westlichen Ende der Stadt, gleich am Beginn der zum Monte Argentario führenden Straße. Besonders am Abend, wenn die tief stehende Sonne über dem Wasser glitzert, ist sie ein beliebtes Fotomotiv.

Badestrände findet man rund um Orbetello mehr als genug: Auf dem Tombolo die Giannella geht es zwar recht touristisch zu, die Sandstrände sind aber dennoch einen Besuch wert. Die Strände (ebenfalls Sand) auf dem Tombolo di Feniglia sind absolut naturbelassen, dafür aber nur zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar. Oder man fährt gleich weiter auf den Monte Argentario, um sich in Porto Santo Stefano oder Porto Ercole im Meer zu erfrischen – was eigentlich allein der Fahrt wegen lohnenswert ist: Die Straße von Orbetello zum Monte Argentario führt mitten durch die Lagune.

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7 Antworten zu Eine gute Lage ist alles: die Lagunenstadt Orbetello

  1. Giovanni sagt:

    Hat dies auf Giovanni Racconta rebloggt und kommentierte:
    Maremma Geheimtipp hat wieder eine echte Reiseempfehlung für alle Liebhaber Italiens, die noch nicht wissen, wohin sie in diesem Jahr fahren sollen.
    Sehr empfehlenswert!

    Cari Saluti, Giovanni

  2. Werner sagt:

    Gibt es einen Tipp für ein gutes Fischlokal zwischen Orbetello und Grosseto?
    Wir möchten dieses Jahr mal wieder einen Ausflug von unserem Domizil im Landesinnere an die Maremmaküste machen.

    Ciao Werner

  3. renaac sagt:

    Ooh, snief, das muss ich unbedingt loswerden: Bei Orbetello kommen bei mir Erinnerungen auf aus Zeiten, in denen man noch Dias machte, um die Bilder gleichzeitig vielen Leuten zu zeigen, ohne dass sie sie mit ihren Fingern schmutzig machten. Und um sie alle zu quälen mit einem Dias-Abend (minimum 300 Stück) bei Chianti und italienischer Musik, he, he!
    In Orbetello gab es – damals! – eine Pensione mit 1,5 Sternen und eine Bar für Einheimische, in der ich endlich verstanden habe, dass man den besten Cappuccino zum Frühstück in Italien in eben einer solchen Bar bekommt. So fiel es mir auch leichter, die merkwürdigen Formen der 1,5-Sterne-Matraze zu verzeihen. Und bei einem leckeren Cornetto war auch die vorsinflutliche Dusche schnell vergessen. Kurzum: es war wunderbar. Seitdem sind gefühlte 100 Jahre vergangen. Vielen Dank für den Anstoß zur Reise in die Vergangenheit.
    Ciao
    Renata

  4. stm sagt:

    “I Pescatori“ ist wirklich empfehlenswert, die Kneipe der Fischer. Es macht um 19:30 auf, man zieht eine Nummer, nimmt einen Zettel und schaut, was es gibt. Dann wird die Nummer aufgerufen, man sagt, was man will und zahlt und bekommt eine neue Nummer. Mit den Aufruf dieser Nummer bekommt man das Bestellte. Mit Plastikbesteck, Plastiktellern usw. Aber der frisch gegrillte Fisch ist sensationell, und man soll unbedingt den herlich prickelnden Weißwein dazu nehmen, einen halben Liter mindestens. Neben dieser preiswerten Selbstbedienungsvariante gibts auch ein richtiges Restaurant, dort muss man aber vorbestellen und es ist teurer, aber sicher nicht unbedingt besser. (Mich hat das Restaurant in seiner Art an kleine Fischrestaurants an der Küste Javas, Indonesien erinnert, dort läuft das so ähnlich ab.)

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