Krumm und stark: die Toscano-Zigarre – Interview mit einem Fanclub-Gründer

Wer würde schon die Toskana mit Zigarren verbinden? Richtig: Nur der Kenner. Der weiß natürlich, dass der „Sigaro Toscano“ zu den edelsten Genüssen dieser an Genüssen nicht armen Region gehört. Komponist Giacomo Puccini war nur einer von vielen prominenten „Toscano“-Rauchern: Alpinist Anderl Heckmair hatte sie während der Erstbesteigung der Eiger-Nordwand zwischen den Lippen, und Nationalheld Giuseppe Garibaldi trug sie auf seinen Feldzügen im Gepäck – so weit die Trivia. Aber was genau ist die Toskana-Zigarre? Wer könnte das besser wissen als Giovanni „Johnny“ Nieri (56), Eigentümer eines Tabakladens und Gründungsmitglied des „Stortignaccolo“-Fanclubs.

Toscano-Zigarre

Zigarren-Fan Giovanni schwört bei einem Spaziergang auf dem Land auf den Genuss einer „Toscano“.

Zigarren aus der Toskana: Seit wann gibt es denn so was?
Die Toscano ist im Jahr 1815 durch puren Zufall entstanden: Bei einem heftigen Sommergewitter wurde eine Ladung Kentucky-Tabak in der Toskana durchnässt. Als das Unwetter vorüber und die Sommerhitze zurück war, fermentierte der Tabak. Die daraus gedrehten Zigarren erfreuten sich bald großer Beliebtheit – die Toscano war erfunden.

Wo kommt der Tabak her? Wird er etwa in der Toskana angebaut?
Ja, er wird tatsächlich in der Region angebaut. Die Tabakfelder sind heute bei Sansepolcro und Foiano della Chiana, beide in der Provinz Arezzo.

Und wo werden die Zigarren hergestellt?
Es gibt nur zwei Fabriken: eine in Lucca, die andere in Cava De Tirreni in Kampanien.

Was ist das Besondere an dem „Sigaro Toscano“?
Sein einzigartiges Aroma, das vom Befeuchten und anschließenden Trocknen über dem Feuer kommt. Außerdem die Möglichkeit, die Zigarre auszumachen und wiederanzuzünden – auch das eine Folge der besonderen Herstellungsweise. Andere Zigarren werden nämlich ungenießbar, wenn man sie länger als zehn Minuten ausmacht und wieder anzündet. Und dann wäre da noch die krumme, unregelmäßige Form, die ihr den Namen „Stortignaccolo“ („storto“ = krumm) einbrachte – so heißt übrigens auch mein Fanclub für Liebhaber dieser außergewöhnlichen Zigarre.

Zu welchen Gelegenheiten rauchen Sie eine toskanische Zigarre?
Sehr gerne in Gesellschaft und nach dem Abendessen, aber auch bei einem Spaziergang auf dem Land.

Wie sind Sie selbst zur Toscano-Zigarre gekommen?
Meine Familie stammt aus der Toskana und mein Opa arbeitete für die Adelsfamilie Biondi, die damals Tabak anbaute; so war ich da schon mal vorbelastet. Zuerst rauchte ich Pfeife, dann Zigarren allgemein und schließlich die Toscano. Und 2001 gründete ich dann zusammen mit einem Freund besagten „Stortignaccolo“-Club.

Hand aufs Herz – was schmeckt besser: die kubanische oder toskanische Zigarre?
Diese beiden Typen von Zigarren sind einfach zu verschieden, um sie vergleichen zu können. Ich rauche hin und wieder auch andere Zigarren, aber der Geschmack der Toscano ist eben einzigartig.

Toscano-Zigarre

Die Toscano „Garibaldi“ – eine der vielen Spezialeditionen.

Wo kann ich den „Sigaro Toscano“ kaufen? Das wäre sicherlich ein schönes Urlaubsandenken …
Leider nicht in jeder x-beliebigen „Tabaccheria“, sondern nur in speziellen Tabakläden. Einer davon ist mein eigener in der Via Calcesana 24 in Ghezzano bei Pisa. Die Tabakmanufaktur in Lucca hat meinen Laden im Jahr 2014 übrigens zur Nummer eins der Toscano-Adressen auserkoren.

Wie viel muss ich dafür ausgeben?
Die Packungen beinhalten fünf Stück. Der Preis unterscheidet sich je nach Machart. 5,90 Euro kostet beispielsweise die Packung „Toscano Classico“, 10 Euro die „Toscano Originale Millennium“und 40 Euro die „Moro“ – die mit 23 cm längste Version.

Fotos: www.cigarsmaniac.com

Noch ein paar Hinweise:

Toscano-Zigarren gibt es auch in gut sortierten deutschen Tabakläden. Vor dem Rauchen werden die langen Zigarren in der Mitte durchgeschnitten und dann die Hälften einzeln geraucht. Die etwas kleineren „Toscanello“-Packungen beinhalten bereits halbierte Zigarren. Passionierte Raucher raten, man solle genau eine Toscano am Tag genießen: die erste Hälfte am Vormittag, die zweite am Nachmittag. 

Durch die besondere Art der Fermentierung haben die Zigarren einen sehr hohen Nikotingehalt. Angeblich brauche man deshalb drei Mann, um eine „Toscano“ zu rauchen: einen, der rauche, und zwei, die ihn festhielten …

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4 Antworten zu Krumm und stark: die Toscano-Zigarre – Interview mit einem Fanclub-Gründer

  1. zeilentiger sagt:

    Das fand ich jetzt auch als Nichtraucher sehr interessant!

  2. Moser Manfred sagt:

    warum sind sie so löchrig und schlecht verklebt.ich bin am überlegen zu wechseln.bei 5packungen werfe ich 2packungen in den mist.

  3. Horst Ebel sagt:

    ich habe auch festgestellt, dass das Deckblatt sehr oft Löcher aufweist und man die Zigarre dann nicht mehr rauchen kann. Oft sind sie auch so straff gedreht, dassman nicht ziehen kann.
    So gut der Tabak ist, die Verarbeitung hat seit einiger Zeit stark nachgelassen

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