Etruskische Geschichte ist in der Maremma allgegewärtig. Doch an kaum einem anderen Ort wird sie so lebendig wie in der ehemaligen Etruskerstadt Vulci. Zu allem Überfluss vermischt sie sich dort auch noch mit römischer und christlicher Kultur.
Etruskisch-römisch-mittelalterlicher Kulturmix
Die geschichtlichen Wurzeln von Vulci reichen bis ins 9. Jahrhundert v. Chr. zurück. Den Zenit seiner Bedeutung erreichte die Stadt aber im 7. und 6. Jahrhundrt v. Chr., als sie sich zu einem der wichtigsten Stadtstaaten Etruriens entwickelte. Vulci betrieb zu jener Zeit intensiven Seehandel: Olivenöl, Wein und Getreide sowie Kunstgegenstände aus Bronze exportierten die Etrusker in den gesamten Mittelmeerraum. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, das Vulci über zehn Kilometer vom Meer entfernt liegt. Der Zugang zum Mittelmeer musste also über einen Hafen am Fluss Fiora erfolgen. Im archäologischen Park von Vulci zeugen heute noch ehemalige Warenlager am Flussufer von der blühenden Handelstätigkeit. Im 3. Jahrhundert vor Christus fiel Vulci an die Römer, die der Stadt von nun an baulich ihren Stempel aufdrückten. Ab dem 8. Jahrhundert wurde Vulci völlig der Natur überlassen, bis Zisterziensermönche im 12. Jahrhundert in die Gegend kamen und dem kulturgeschichtlichen Mix Vulcis einen weiteren Schnipsel hinzufügten.
Bekannte Filmkulisse
Auf dem dreistündigen Rundgang durch den archäologischen Park wechseln sich somit etruskische, römische und mittelalterliche Zeitzeugnisse ab: Die meiste Zeit wandelt man auf dem Decumanus durch die Stadt, einer gepflasterten römischen Straße aus dem 2. Jahrundert v. Chr. Auf diesem Weg trifft man unter anderem auf einen etruskischen Tempelbezirk aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., die Reste einer hochmittelalterlichen christlichen Basilika, die Ruine einer luxuriösen römischen Privatvilla sowie einen Mithras-Tempel aus dem 3. Jarhundert n. Chr. Die Natur trägt das Übrige zur Sehenswürdigkeit des Parks bei: An der Ostseite von Vulci verbreitert sich die Fiora zu einem kleinen See, dem Laghetto del Pellicone, der schon in etlichen italienischen Filmen als Kulisse herhalten musste (u. a. in „Non ci resta che piangere“ und „Tre uomini e una gamba“).
Das Museum an der Teufelsbrücke
So beeindruckend die archäologischen Ausgrabungen auch sind: Der wahre Reichtum Vulcis befindet sich außerhalb des Parks: Ein paar Hundert Meter weiter nördlich am Ufer der Fiora befindet sich die mittelatleriche Burg „dell’Abbadia“, die im 12. Jahrundert von Zisterziensermönchen erbaut wurde. Neben dieser Festung führt eine imposante etruskische Bogenbrücke über den Fluss, die sowohl „ponte dell’arcobaleno“ (Regenbogenbrücke) als auch „ponte del diavolo“ (Teufelsbrücke – angeblich soll sie der Teufel höchstpersönlich in einer einzigen Nacht erbaut haben) genannt wird. In der Burg ist ein Museum untergebracht, das viele Funde aus den Gebäuden Vulcis sowohl aus der etruskischen als auch aus der römischen Zeit beherbergt, darunter prunkvolle Grabbeigaben, Keramik- und Bronzestücke und Sarkophagen.
Der Höhepunkt: Besuch der Totenstadt
Höhepunkt des Vulci-Besuchs ist allerdings die Besichtigung der etruskischen Totenstädte: Kreisförmig um Vulci sind riesige Nekropolen mit Tausenden von Gräbern angeordnet. Immerhin drei davon sind unter Anleitung eines Führers der Öffentlichkeit zugänglich. Das bekannteste dieser Gräber ist das nach seinem Entdecker benannte „tomba Francois“. Es ist vor allem für seine farbintensiven Fresken bekannt, die Szenen der griechischen Mythologie (offensichtlich gibt es eine enge Verbindung zwischen Etruskern und Griechen) und der etruskischen Geschichte zeigen.
Der archäologische Park Vulci befindet sich im im Latium-Teil der Maremma, in der Provinz Viterbo, zwischen Canino und Montalto di Castro (Ausfahrt „Vulci“ auf der Strada Statale 1). Hier geht’s zur offiziellen Website von Vulci.
DANKE, tolle beschreibung, wir waren dort, leider mit zu wenig zeit, aber das heisst auch, ich werde wieder kommen und noch mehr sehen und geniessen.