Bis zu 20 Meter hoch ragen die glatten Felswände auf, die den schmalen Pfad begrenzen und noch enger erscheinen lassen. Wenn man nach oben blickt, erscheint ein kleiner Streifen Tageslicht, der einem versichert, dass man doch nicht ganz von der Erde verschluckt wurde. Definitiv nichts für Menschen mit Klaustrophobie!
Wer die Gegend rund um die Tuffsteinstädte Sorano, Sovana und Pitigliano erkunden will, kann natürlich einfach den kurvigen Landstraßen folgen – oder die wesentlich interessantere Variante wählen und auf (oder besser gesagt: in) den „vie cave“ wandern, den jahrtausendealten etruskischen Hohlwegen.
Dörfer wie aus dem Fels gewachsen
Die Dörfer Sorano, Sovana und Pitigliano liegen in der sogenannten „area del tufo“: Sie stehen auf einem Sockel aus Tuffstein, aus dem die Häuser wie natürliche Gewächse hervorragen: Die Gebäude sind sowohl auf als auch in den Stein gebaut – was man merkt, wenn man die Kellerräume und Untergeschosse von Lokalen und Läden der Altstädte betritt; diese sind meist nichts anderes als in den Fels geschlagene Höhlen.
Kanalisation oder Kultstätte?
In eben dieses steinige Fundament sind auch die „vie cave“ gegraben, eine Vielzahl von engen Straßen, die wie Canyons durch den Tufffelsen führen. Urheber dieses bizarren Straßensystems waren vor mehr als 2.500 Jahren die Etrusker. Warum die „vie cave“ geschaffen wurden und zu welchem Zweck sie dienten, darüber rätseln bis heute die Wissenschaftler: Handelte es sich bei den Hohlwegen lediglich um Verbindungs- und Versorgungswege zwischen etruskischen Siedlungen? Dienten Sie zur Kanalisation des Regenwassers? Oder waren sie mystische Kultstätten? Für letzteren Standpunkt spricht die Nähe des etruskischen Volkes zu Mystik und Astrologie – und die zahlreichen Nekropolen, auf die man beim Gang duch die Wege trifft.
Wozu die „vie cave“ auch immer gedient haben mochten: Heute sind sie vor allem ein Geheimtipp für Maremma-Touristen, die Natur- und Kulturerlebnis miteinander verbinden wollen. Denn Geschichte hin, Mystik her: Es ist einfach eine schaurig-schöne Erfahrung, in dieses fremdartige Gebilde aus Fels abzutauchen, um eine gute Stunde später am Rande eines malerischen toskanischen Dorfes wieder an die Oberfläche zu gelangen.
Hier findet ihr eine Karte der Hohlwege rund um Pitigliano.
Ich wusste nicht, dass man auf diesen vie cave so weit gehen kann, interessanter Beitrag!
… ein wunderbarer Ort! Danke fürs Erinnern! lg t
Reblogged this on Giovanni Racconta und kommentierte:
Ich bin immer gerne in der Maremma, aber diese Wanderung ist mir verborgen geblieben. Ich bin froh über jeden dieser Beiträge in Deinem blog. Ich sollte mich weniger auf die Gaumengenüsse konzentrieren und mich noch mehr mit der wunderschönen Landschaft beschäftigen.
Leider sind nach mehreren Erdrutschen einige der schönsten Hohlwege via san sebastiano, via cavone in sovana und via annunziata in pitigliano, sowie die Holzbrücke (jetzt Bachdurchquerung) zum via fratenuti nicht mehr begehbar. Der via san giuseppe in ptigliano ist im oberen Teil der Strecke (Weiterführung zur Ulmenquelle) ebenfalls nur erschwert zu passieren.
Schade! :-/ Dann hoffen wir, dass die irgendwann wieder freigeräumt werden …