Die Halbinsel „Monte Argentario“ ist eine beliebte Sommerresidenz für Reiche und Prominente. Touristen erleben sie meist nur als nobles Badeziel. Ihren urwüchsig-meditarranen Charme entdeckt man allerdings am besten in Wanderschuhen.
Ein Abstecher auf den Monte Argentario ist im Maremma-Urlaub fast schon ein Muss, locken doch die Strände von Porto Santo Stefano und Porto Ercole. Für Maremma-Neulinge: Der Monte Argentario ist ein kleines Gebirge, das im äußersten Süden der Toskana aus dem Tyrrhenischen Meer ragt. Nur drei schmale Landzungen binden den Monte Argentario ans Festland, sodass er, obwohl eine Halbinsel, vom „Feeling“ her eine Insel ist. Tatsächlich hat er auch hinsichtlich seiner Vegetation große Ähnlichkeit mit den vorgelagerten Inseln des Toskanischen Archipels Giglio, Giannutri und Elba. Erstere zwei sind vom Monte Argentario aus sogar sehr gut in der Ferne zu erkennen.
So wie viele Südtoskana-Besucher haben auch wir den Monte Argentario bislang nur als Badegäste besucht sowie um uns an den Orten Porto Santo Stefano und Porto Ercole sattzusehen. Vor Kurzen stießen wir aber auf die „Gruppo Argentario Trekking“ (G.A.T.), eine Vereinigung, die diese schöne Halbinsel wandernd erkundet und jeden Interessierten gerne in ihre Kreise aufnimmt.
Gemütlich statt sportlich
Wir nehmen also Kontakt auf und treffen uns mit G.A.T.-Mitglied Roberto Carli im Zentrum von Porto Santo Stefano. Nach ein paar Minuten Autofahrt erreichen wir den etwas höher gelegenen Parkplatz Falesia Capo d’Uomo, den Startpunkt unserer heutigen Wanderung. Die Mitglieder der Gruppo Argentario Trekking treffen sich regelmäßig, aber zwanglos, und leben gemeinsam ihre Wanderleidenschaft aus. Der Ehrgeiz wandert nicht mit; das Genießen der Natur ist ihnen viel wichtiger – und auch gutes Essen, wie wir noch sehen werden.
Schon geht es los über steinigen Boden mitten hindurch durch die mediterrane Macchia. Unterwegs sammeln wir wilden Rosmarin, der abends ins Essen kommt. Der Argentario hat zwar nur eine Höhe von knapp über 600 Metern, bietet aber ein ständiges Auf und Ab – und viel wichtiger: stets weite Blicke über das Meer und die ausgefranste Felsküste. Als wir immer höher hinauf kommen, haben wir bald die Bucht Cala Piccola im Blick, außerdem tun sich vereinzelt Olivenhaine und Weinfelder im Terrassenanbau auf, dazwischen versprengt einige Villen, die vorwiegend als Sommer-Refugium italienischer Politiker und Show-Größen genutzt werden, sowie mehrere alte Wachtürme.
Sattsehen und sattessen
Roberto weist uns darauf hin, dass jeder Turm rings um die Küste Sichtweite zum nächsten Turm hat und somit in vergangenen Jahrhunderten diese vollständig überwacht werden konnte. Einer dieser Wachtürme ist unser Ziel – der Capo d’Uomo. Dort angelangt sind wir uns einig, eine Pause verdient zu haben. Wir machen auf die Felsen gehockt Picknick inmitten der Macchia und beobachten Kletterer, welche die steile Felswand an der Südseite des Capo d’Uomo erklimmen. Damit wir ja nicht verhungern, hat Roberto ein ganzes Tablett selbstgemachter Süßigkeiten dabei und entschuldigt sich, heute ausnahmsweise keine Flasche Wein im Gepäck zu haben. Man merkt, das bei dieser Wandergruppe der Sport hinter dem Genuss zurückstehen muss. Während wir schmausen und über das Meer blicken, haben wir links unten eine kleine Insel im Blick, die „Isola Rossa“, rot gefärbt vom hier vorkommenden Eisenerz. Unweit davon ein weiterer Wachturm, der Torre della Maddalena, leider nicht zu besichtigen, weil wie so viel hier auf dem Argentario in Privatbesitz – angeblich ist die Schwester eines Politikers die beneidenswerte Hausherrin.
Weinkeller auf dem Weg gelegen
Der Abstieg erfolgt wieder auf Tuchfühlung mit der Macchia und vorbei an terrassenförmig angelegten Wein- und Olivenfeldern. Zu großen Teilen führt der Rückweg über Privatbesitz – das Landgut des Star-Anwalts Grimaldi. Dankenswerterweise hat der Jurist sein Land nicht eingezäunt und es zudem vorbildlich gepflegt.
Grimaldi ist offensichtlich leidenschaftlicher Winzer; den historischen Wein-Terrassen hat er sogar neu angelegte hinzugefügt. Auch eine Kellerei befindet sich auf dem Gut, die „Poderi di Capo d’Uomo“. Wir haben Glück: der Weinkeller hat gerade offen. Wir sehen uns um und lassen uns von einem Mitarbeiter belehren, welche Tropfen in welchen Fässern reifen.
Ein gemeinsamer Espresso zurück in Porto Santo Stefano beschließt unsere Tour. Die Mitglieder der Gruppo Argentario Trekking versichern uns, dass sich jeder Freund der entspannten Wanderlust sich ihnen gerne anschließen kann. Die Mitgliedschaft kostet 10 Euro im Jahr. Professionelle Wander-Guides gibt es keine, entsprechend auch nicht zwingend ausschweifende Erklärungen zu Sehenswürdigkeiten auf dem Weg. Dafür wandert man mit begeisterten Einheimischen eine ihrer 28 Routen. Diese reichen von leichten Spaziergängen mit 2 km bis zu anspruchsvollem Trekking mit 19 km.
Wann die nächste Wanderung über welche Route stattfindet, erfährt man auf der Website der Gruppo Argentario Trekking. Wer als Noch-nicht-Mitglied mitwandern möchte, meldet sich per E-Mail oder Tel. vorher an bei:
Andrea Loffredo
E-Mail: andrealoffr@tiscali.it
Tel. 0039 338 8598301