Typisch toskanisch sind nicht nur Chianti-Wein und der schiefe Turm von Pisa. Unter anderem wurden Pinocchio, das Kunstmuseum und ein weltweit beliebter Cocktail in der Toskana erfunden.
Vespa
1946 kam ein Motorroller auf den Markt, der in der ganzen Welt unzählige Liebhaber finden sollte: die Vespa. Hersteller war die Firma Piaggio, ansässig in der toskanischen Kleinstadt Pontedera, unweit von Pisa. Piaggio hatte bis dahin Schiffe, Eisenbahnwagen und Flugzeuge gebaut – und eigentlich keine Ahnung von der Konstruktion von Zweirädern. Umso revolutionärer gestaltete Ingenieur Corradino d’Asciano den neuartigen Motorroller: mit dem Motor direkt am Hinterrad, komplett abgedeckten Motorteilen, sodass man sich nirgends schmutzig macht und dem charakteristischen Beinschild vorne. Der Rest ist Geschichte: Von der Toskana aus eroberte die Vespa zuerst Italien, dann die Welt und steht heute stellvertretend für italienisches Lebensgefühl. Übrigens: Habt ihr schon über unsere Vespa-Experience gelesen?
Ape
Und gleich noch so ein Kultgefährt, welches das italienische Straßenbild bestimmt: die Ape. Wenn euch dieser Name nichts sagt: Das sind die dreirädrigen Transportgefährte mit Mini-Führerhäuschen vorne und breiter Ladefläche hinten. Handwerker nutzen sie ebenso wie Pizza-Services oder Privatleute beim Umzug. Wie die Vespa tuckert auch die Ape gefühlt seit eh und je durch italienische Gassen. Und wie die Vespa stammt sie aus dem Hause Piaggio, aus Pontedera in der Toskana.
Crêpes
Die Crêpes – das sind doch die typisch französischen Pfannkuchen! In der Toskana kann man darüber nur die Nase rümpfen. Denn die „Toscani“ wissen, dass es keine Geringere als Caterina de‘ Medici war, welche die Crêpes an den französischen Hof brachte. Sie heiratete im Jahr 1533 den späteren französischen König Heinrich von Orléans und war nicht zufrieden mit der höfischen Kost. Daher ließ sie das Personal toskanische Rezepte lernen, unter anderem die „Crespelle“, wie die Original- Crêpes bis heute in der Toskana heißen. In der Maremma sind sie seit dem Mittelalter als „Ciaffagnoni“ bekannt und sollen sogar der Vorläufer der florentinischen Crespelle sein. Vom Königshof traten die Pfannkuchen ihren Siegeszug durch Frankreich an und wurden dort noch beliebter als in ihrer Heimat. Doch auch in der Toskana sind sie bis heute ein Klassiker.
Nannini
„Bello e impossibile“ sang Mitte der 1980er-Jahre eine burschikose Dame mit unverkennbarer Reibeisenstimme: Gianna Nannini, eine der ganz großen Ikonen des Italo-Pop. Ihre Fans wissen natürlich, dass sie aus der prächtigen Stadt Siena in der Toskana stammt. Und zwar aus einer alteingesessenen, hochangesehenen und äußerst erfolgreichen Familie: Die Nanninis betreiben seit Generationen Konditoreien und verkaufen Süßwaren und Kaffee. Längst ist aus dem Familienbetrieb ein international tätiges Unternehmen geworden. In Siena gehört der Genuss von Cappuccino und Gebäck in einem der Nannini-Cafés zum Pflichtprogramm eines jeden Touristen. Nett zu wissen: Gianna Nanninis Bruder Alessandro Nannini war Formel-1-Rennfahrer und gewann 1989 sogar einmal ein Rennen.
Pinocchio
Welches Kind kennt nicht die Holzpuppe Pinocchio? Die Figur wurde im späten 19. Jahrhundert von dem Schriftsteller Carlo Lorenzini erfunden, genannt Carlo Collodi wegen seiner Herkunft: Er stammt aus dem malerischen toskanischen Dorf Collodi bei Lucca. Zu Füßen der Alstadt steht zu Ehren des Schriftstellers und seiner weltberühmten Figur seit 1956 ein Pinocchio-Erlebnispark.
Gelato
Eiscreme ist eine der typischsten italienischen Leckereien. Zugegeben: Wer das Eis erfunden hat, ist nicht wirklich geklärt, und bereits in der Antike waren Speisen bekannt, die eine Mischung aus Schnee und Früchten waren. Im neuzeitlichen Europa waren es jedoch die Medici (wie bei den Crepes!), welche dem Speiseeis die große kulinarische Bühne bereiteten. 1559 veranstaltete Großherzog Cosimo I. de‘ Medici in Florenz ein Festmahl, bei dem die Gastgeber wortwörtlich eiskalt überrascht wurden – mit einer kühlen Creme aus Milch, Honig, Eigelb und Gewürzen. Die Medici waren begeistert von dem neuartigen Gericht, machten das Eis zum festen Bestandteil ihres Speisplans und sorgten dafür, dass es nach und nach in der ganzen Welt zum Renner unter den Süßspeisen wurde.
Negroni
Heute ist er selbstverständlicher Teil einer jeden Cocktail-Karte: der Negroni – ein Drink aus Gin, Wermut und Campari. Erfunden wurde auch er in der Toskana, und zwar von Graf Camillo Negroni. Der noble Florentiner war ein Lebemann und Genussmensch. Nach seinen Reisen durch die halbe Welt kehrte er in seine Heimat Florenz zurück und überredete dort im Jahr 1919 einen jungen Barmann, dem damals üblichen „Americano“-Cocktail Gin beizumischen. Das ungewöhnliche Getränk fand riesigen Anklang in der High Society – der Negroni-Cocktail war geboren! Bis heute schmeckt der Drink selbstverständlich dort am besten, wo er erfunden wurde: in den Cocktail-Bars von Florenz.
Kunstmuseen
Die Uffizien in Florenz gehören zu den meistbesuchten Museen der Welt (Werke u. a. von Michelangelo, Giotto, Botticelli, Leonardo da Vinci). Nur wenige wissen allerdings, dass sie auch als das erste Kunstmuseum überhaupt gelten. Dabei waren die Uffizien ursprünglich keine Ausstellungsräume, sondern – der Name sagt es bereits – Büros. Die Medici benötigten den U-förmigen Komplex im 16. Jahrhundert für die Arbeitsräume mehrerer Ministerien. Die einflussreiche Familie sammelte in dieser Zeit bereits Kunst zu privaten Zwecken. Seit den 1580er-Jahren nutzten sie erstmals einen Raum des Bürogebäudes für die Zurschaustellung einiger ihrer Prunkstücke und machten diesen öffentlich zugänglich. Auch auf einem der Gänge, der „galleria“ wurden Werke aufgestellt – und schon war das erste Kunstmuseum der Welt entstanden! Der Name „Galerie“ sollte sich sogar als Synonym für Kunstausstellungen durchsetzen.
Gucci
Die zwei verschlungenen Gs, das Logo von Gucci, ist heute unverkennbarer Ausdruck italienischer Eleganz. Doch das Unternehmen Gucci war anfangs alles andere als ein Luxus-Label. Der Grunder Guccio Gucci (!) war Sattlermeister in Florenz und lebte von der Herstellung und Reparatur von Lederwaren. Ironischerweise mauserte sich die Firma ausgerechnet in der Zeit größter Not zur nachgefragten Marke. Bedingt durch dem Zweiten Weltkrieg geschuldete Materialknappheit konzentrierte sich Guccio Gucci in den 1940er-Jahren auf die Produktion einer einfachen Ledertasche. Für den Henkel benutzte er Bambus als Material – so ziemlich das einzige, das er in diesen schwierigen Zeiten auftreiben konnte. Die „Bamboo Bag“ wurde Kult und Gucci zu dem, was es heute ist. Tja, und angefangen hat alles in einer Lederwerkstatt in der toskanischen Hauptstadt.