Die Etrusker in der Maremma (5): Die Totenstadt von Cerveteri

Die Etrusker pflegten einen ausgeprägten Totenkult, wie viele Nekropolen in der Toskana und Latium beweisen. Wer die Grabstätten von Sovana oder Vulci schon beeindruckend findet, sollte sich unbedingt die Nekropole von Cerveteri ansehen. „Totenstadt“ ist wirklich eine angemessene Beschreibung für das, was sich dem Besucher darbietet.

Schon die schiere Größe ist beeindruckend: Allein der bisher ausgegrabene und als archäologischer Park erschlossene Teil erstreckt sich auf 12 Hektar. Leider ist der Großteil noch verschüttet; die gesamte Nekropole umfasste zu Etrusker-Zeiten 400 Hektar. Und man bedenke, das war nur der Friedhof der Stadt!

Alles, was man so im Jenseits braucht
Die Etrusker trennten ihre Städte nämlich in eine „Stadt der Lebenden“ und eine „Stadt der Toten“. Kurioserweise statteten sie die Häuser der Toten fast ebenso komfortabel aus wie die der Lebenden. Tatsächlich sind die Gräber Wohnungen nachempfunden – mitsamt Betten (auf denen die Leichname ruhten), Sitzmöbeln, Säulen, Fenstern, Ornamenten und allem anderen, was man so zum Leben – beziehungsweise im Jenseits – braucht. Dabei sind die Grabkammern, wie man sie heute sieht, nur ein müder Abglanz der einstigen Pracht. Denn bevor die Angehörigen des Toten das Grab schlossen, ließen Sie dem Verstorbenen Schmuck, Waffen, Geschirr und allerlei Alltagsgegenstände in seiner „Wohnung“. Nach Jahrhunderten der Grabräuberei ist davon naturgemäß nicht alles erhalten. Dennoch haben die Archäologen noch wahre Schätze zu Tage gefördert. Einige davon kann man im etruskischen Museum von Cerveteri besichtigen.

Eines Pharaos würdig
Das beeindruckendste Grab ist sicherlich das „Tomba dei Rilievi“, in dem sich besonders aufwändige Verzierungen finden – und nach zweieinhalb Jahrtausenden immer noch besonders farbenprächtige. Ein Pomp, der selbst einem ägyptischen Pharao zur Ehre gereicht hätte. Aber auch in anderen Gräbern entdeckt man hier und da noch Farbspuren und immer wieder verspielte Verzierungen, vor allem an den Decken. Schließlich sollten diese ja aussehen wie in einer echten Wohnung.

200 Jahre etruskische Steinmetz-Arbeit
Eine Führung auf Italienisch durch die Highlights des Parks ist im Eintritt inbegriffen. Dabei erfährt man, wie die Etrusker diese Totenstadt erbauten: Sie errichteten sie nicht im eigentlichen Sinn, sondern gruben sie in das weiche Tuffgestein. Lediglich besonders hohe Objekte vervollständigten sie mit Ziegeln, alles andere wurde aus dem Stein gemeißelt. Soll heißen: Straßen, Gebäude und die Grabkammern mitsamt Einrichtung wurden aus einem einzigen riesigen Tuffsteinblock herausgearbeitet. Für diese Arbeit benötigten die Etrusker gerade einmal 200 Jahre.

An der Führung sollte man unbedingt teilnehmen, selbst wenn man kein Italienisch versteht. In drei der Grabkammern gibt es nämlich eine Video-Installation zu sehen, die mithilfe von Lichteffekten die Gräber so darstellt, wie sie vor ca. 2.500 Jahren ausgesehen haben müssen.

Infos:
Die „Necropoli della Banditaccia“ liegt knapp außerhalb des Dorfes Cerveteri in Latium. Auf der Autobahn A12 Richtung Rom die Ausfahrt „Cerveteri/Ladispoli“ nehmen und dann den braunen Schildern „Necropoli etrusca“ folgen. Da der Park wirklich groß ist, sollte man ca. vier Stunden für den Besuch einplanen.

Danach bietet sich ein Besuch im etruskischen Museum von Cerveteri an: Das „Museo Nazionale Archeologico Cerite“ befindet im Zentrum von Cerveteri auf der „Piazza Santa Maria“. Der Eintritt für Nekropole plus Museum kostet im Kombiticket 8 Euro pro Person.

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3 Antworten zu Die Etrusker in der Maremma (5): Die Totenstadt von Cerveteri

  1. Corinna sagt:

    Wow! Das hört sich wirklich interessant an. Ich hatte die Etrusker nur rudimentär und eher schlecht aus dem Lateinunterricht in Erinnerung. Deine Fotos sind ebenfalls sehr eindrucksvoll.

  2. Vielen Dank! Auch ich wusste sehr wenig über die Etrusker, bevor ich in die Maremma gezogen bin. Die Nekropole von Cerveteri ist sicher einer der beeindruckendsten Zeitzeugen dieses antiken Volkes. Den Besuch in Cerveteri man auch wunderbar mit einem Kurztrip nach Rom verbinden.

  3. Unbending Villa Giulia in Rom besuchen…

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