Die Toskanische Archipel mit seinen sieben Inseln hört nie auf, uns zu überraschen: In Elba sind wir sowieso verliebt, aber auch Pianosa, Gorgona und Capraia haben jeweils ihre ganz eigenen Reize. Und nun sind wir auch noch Giannutri-Fans geworden.
Für alle, denen der Toskanische Archipel noch kein Begriff ist: Vor der Küste der Toskana liegen sieben Inseln im Mittelmeer verstreut, die zusammen eben den Toskanischen Archipel bilden. Die größte und berühmteste dieser Inseln ist Elba – unsere Geheimtipps dafür findet ihr hier und hier. Die sechs weiteren Inseln sind etwas kleiner, aber nicht weniger interessant: Da wären die beiden wilden Naturschönheiten Capraia und Montecristo, die beiden Gefängnisinseln Gorgona und Pianosa und die hübsche Ferieninsel Giglio. Und eben Giannutri, das südlichste und (nach Gorgona) zweitkleinste Eliand der Toskana.
Klein, aber Panorama-reich
Mit nur 2,6 Quadratkilometern Fläche, rund 3 Kilometern Länge und einer maximalen Breite von 500 Metern ist Giannutri wirklich winzig. Eigentlich nicht viel mehr als eine kleine Mondsichel (so die Form der Insel) unterhalb des Monte Argentario. Der höchste Punkt von Giannutri befindet sich gerade einmal 88 Meter über dem Meeresspiegel. Das reicht aber bei den geringen Ausmaßen der Insel bereits für schöne Panoramen.
Offiziell hat Giannutri ganze 27 Einwohner. Unnötig zu erwähnen, dass sich diese Handvoll Menschen untereinander sehr gut kennen. Da eine solch kleine Insel logischerweise ein sehr beschränktes Angebot an Restaurants und Kneipen hat, besuchen sich die Giannutri-Bewohner eben gegenseitig und veranstalten mal in diesem, mal in jenem Zuhause ein Festmahl. So zumindest schildert uns die Wanderführerin das Inselleben.
Am besten mit Guide besuchen
Um Giannutri zu besuchen, haben wir nämlich eine geführte Tour vom Nationalpark Toskanischer Archipel gebucht. Da Giannutri Naturschutzgebiet ist, kann man die Insel genau genommen nur mit Guide so richtig kennenlernen. Ohne Führung dürfen lediglich die beiden Strände Cala dello Spalmatoio und Cala Maestra besucht werden sowie der 800 Meter kurze Weg, der diese beiden Buchten verbindet. Ausreichend zum Baden, denn die beiden Strände sind sensationell schön, aber zu wenig für uns, die wir so viel wie möglich sehen wollen und ein paar Geheimnisse von unserem Guide erfahren wollen.
Arm an Wasser
So lernen wir etwa die fast ausnahmslos flache Vegetation Giannutris kennen. Denn außer Macchia, der Mittelmeer-typischen Hartlaubvegetation, wächst hier kaum etwas. Der Grund: Wassermangel. Über das flache und kleine Eiland ziehen die Wolken hinweg, ohne an einem Berg hängen bleiben zu können. Die natürlichen Quellen sind so karg, dass eine Bewässerung und damit der Anbau von Obst, Gemüse oder Zierpflanzen schwierig bis unmöglich ist.
Wohnen auf Giannutri? Schwierig!
Eine Entsalzungsanlage versorgt die Einwohner und die Feriengäste, die in einer der wenigen Unterkünfte auf der Insel verweilen, mit Wasser. Doch ein Leben, das nicht komplett vom Festland abhängig wäre, ist dennoch nicht möglich. Zum Beispiel wird die Post nur selten geliefert. Vor allem aber können Unfälle und Krankheiten auf diesem isolierten Stück Land zur Herausforderung werden – Krankenhaus gibt es natürlich keins. Der Wassermangel macht selbst der hartgesottenen Macchia zu schaffen. Doch da die Natur erfinderisch ist, haben sich Arten durchgesetzt, die selbst einen Waldbrand überleben und sich um Nu wieder erholen.
Giannutri ist einfach nicht dafür gemacht, dauerhaft bewohnt zu werden. Umso spannender für die, die sich ein paar Nächte auf dem sichelförmigen Fleckchen im Meer gönnen. Nicht zuletzt deshalb, weil man nachts hin und wieder ein grausiges Heulen vernimmt. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Geister oder gequälte Seelen, sondern lediglich um einen heimischen Vogel.
Die gesamte Insel erwandert
Es stehen verschiedene geführte Touren auf Giannutri zur Auswahl. Wir haben uns für die „Visita storica e naturalistica“ entschieden. Zum Einen, weil die Überfahrt zur Insel von Porto Santo Stefano inkludiert ist, zum anderen weil man dabei sowohl die Natur als auch die Geschichte der Insel kennenlernt – plus Zeit zum Baden hat.
Die knapp dreistündige Wanderung reicht bei gemächlichem Tempo, um die gesamte Insel zu erkunden. Ist man am höchsten Punkt des Wanderwegs angelangt, wird einem die „Größe“ von Giannutri schnell bewusst, denn man überblickt fast die gesamte Mondsichel, und das Nordostende der Insel ist nur den sprichwörtlichen Steinwurf entfernt. Auch das Südende ist nach einem kurzen Fußmarsch erreicht, der aufgrund der niedrigen Vegetation wohlgemerkt keinen Schatten bietet. Über Kopfbedeckung und Sonnencreme sind wir dementsprechend froh.
Am südlichsten Punkt thront eines der wenigen Gebäude Giannutris, der Leuchtturm. Er ist allerdings viel weniger eine Sehenswürdigkeit als die Klippen, die an dieser Stelle senkrecht ins Meer abfallen und Gänsehaut-Blicke ins tiefe Blau des Wassers erlauben.
Altrömisches Luxusanwesen mit Meerblick
Die größte historische Sehenswürdigkeit Giannutris ist die römische Villa Domizia, erbaut im 2. Jahrhundert n. Chr. von der reichen Familie Domitius Ahenobarbus. Säulen, Wände und Treppen sind überraschend gut erhalten. Der größte Pluspunkt dieses exklusiven Landsitzes war jedoch mit Sicherheit der Meerblick, der bis heute wunderschön ist.
Beim Baden in der Cala Maestra (unser Meinung nach einer der schönsten Strände der Südtoskana) gibt es ein Wiedersehen mit der römischen Vergangenheit Giannutris: Reste des antiken Hafens sind noch deutlich zu sehen. Es ist schon ein Erlebnis, umgeben von römischen Relikten ins türkisblaue Wasser zu steigen.
Hier könnt ihr Fähre und Führung für Giannutri buchen.